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Im Takt der Abkantpressen

Im Takt der Abkantpressen

Der Beat der Maschinen trifft auf die Kompetenz der Menschen: Bei Broki in Menden wird Metall geschweißt, gebohrt, geschnitten, geschliffen. Ein Besuch in den Werkshallen des Metallbauunternehmens, in denen auch MAGAZIN-Produkte wie SIMPLON, BOKS oder ERIK entstehen.

Text: Jochen Overbeck
Fotos: Martin Tervoort

Nein, wie ein gängiges Schweißgerät sieht das Laserschweißgerät eigentlich nicht aus. Zumindest nicht wie die Geräte, die wir von herkömmlichen Handwerksbetrieben kennen. Kleiner ist es, der Funkenflug ist dezenter. Wenn der Schweißer mit so ruhigen wie genauen Handgriffen dafür sorgt, dass das MAGAZIN-Wandregal BOKS in nicht zu ferner Zukunft in Küchen, Fluren oder über Schreibtischen hängen kann, erinnert seine Arbeit mit dem Handlaser eher an einen sauberen medizinischen Eingriff. Vielleicht: an einen Besuch bei einem sehr guten Zahnarzt, der jetzt doch einmal kurz bohren muss. Was genau der Vorteil des neuen Präzisionsgeräts ist, hat einige Minuten zuvor Guido Bronold, Inhaber und Geschäftsführer von Broki, erklärt: „Das Laserschweißgerät ist erst seit zwei, drei Jahren als CE-zertifiziertes Gerät auf dem Markt. Seine Geschwindigkeit liegt Welten über der von herkömmlichen Schweißgeräten. Die Nähte bleiben extrem fein, weil der Lichtbogen punktgenau trifft – dadurch erhitzt sich das umliegende Material kaum, und Verzüge werden deutlich reduziert.“

Wir sind in Menden, der 50.000-Einwohnerstadt in Nordrhein-Westfalen, die oft als Tor zum Sauerland bezeichnet wird. Wer mit der Deutschen Bahn anreist, versteht schnell, warum. Die Fahrt nach Menden entschleunigt: Zogen eine halbe Stunde vorher noch die Industriestädte des Ruhrgebietes an den Wagenfenstern vorbei, sind es nun sattgrüne Wiesen, durch die sich kleine Flüsse schlängeln. Gleichzeitig hat fertigendes Gewerbe durchaus Tradition in der Region: Jahrhundertelang prägten Erzbergbau sowie Eisen- und Metallverarbeitung die Gegend. So florierte in Menden bereits um 1700 die Nadelfabrikation – zeitweise arbeiteten rund 300 Nadler in der Stadt. Mit der Industrialisierung wurden aus kleinen Schmieden Fabriken, entlang der Hönne entstanden Walz- und Drahtwerke. Die Nähe zum Ruhrgebiet brachte Vorteile: Kohle aus dem Revier befeuerte die Öfen; Eisenbahn und Straßen beschleunigten den Transport. Heute erzählt das Industriemuseum Gut Rödinghausen von dieser Geschichte.

Funkenflug: Schweißarbeiten an einem Gestell von Bett SIMPLON

Präszisionsarbeit: Komplexere Werkstücke werden per Hand pulverbeschichtet

Als die Gründergeneration am 1. April 1973 erstmals den Schalter umlegten, führte sie also ein in der Gegend verwurzeltes Erbe fort. 20 Mitarbeitende zählte das Unternehmen in seinen Anfangsjahren. Seit 2001 leitete die zweite Generation – Guido Bronold und Wolfgang Kissmer – das Unternehmen. Vor drei Jahren zog sich Kissmer aus dem Betrieb zurück, seitdem ist Bronold allein am Ruder. Stahlteile für den Ladenbau waren in den ersten Dekaden das Brot-und-Butter-Geschäft. Doch mit den Jahren diversifizierte sich die Produktion. „Auch weil unser Maschinenpark einfach größer wurde“, erklärt Bronold.

Es ist also eine Erfolgsgeschichte, die Broki über die Jahre schrieb, wohlgemerkt eine so hochmoderne wie regionale: Als herausragender deutscher Mittelständler realisiert das Unternehmen bis heute nahezu die komplette Wertschöpfungskette im Inland – vom ersten Zuschnitt des Rohblechs bis zum montagefertigen Ergebnis. Vor allem der Einstieg in die Lasertechnologie sei dabei ein Gamechanger gewesen: „Das hat uns natürlich auch Möglichkeiten in anderen Bereichen geöffnet. Wir machen zum Beispiel Teile für Türbeschläge, Schienenfahrzeugindustrie, Leuchten, Landmaschinen. Und eben Möbel und Möbelteile.“

Das, was die Produktionshallen in dem kleinen Gewerbegebiet am Stadtrand verlässt, ist mal nur einige Zentimeter groß, mal bis zu 5 Meter lang. Mal wird ein Einzelstück produziert, mal eine Serie von mehreren Tausend Exemplaren. Manches ist für Endkund*innen unsichtbar, weil es – vor allem im Ladenbau – von einem anderen Betrieb verbaut wird, anderes ist selbst das Produkt. Dafür, dass alles rund läuft, sorgen 130 Mitarbeitende: Sie lasern Bleche, biegen Rohre, beschichten Oberflächen oder schweißen. Andere sitzen am Bildschirm, übersetzen Kundenwünsche in einen Entwurf oder steuern vom Büro aus die einzelnen Etappen der Produktion an. Die dafür benötigte Energie erzeugt Broki mit einer Photovoltaikanlage sowie einem eigenen Blockheizkraftwerk. Der Strom, der noch dazugekauft werden muss, ist Ökostrom. Der Nachwuchs ist gesichert mit Auszubildenden in fünf Berufen – etwa Technische Produktdesigner*innen, Verfahrenstechniker*innen für Beschichtungstechnik oder Fachkräfte für Montagetechnik.

Mit MAGAZIN arbeitet Broki seit 2016 zusammen. Einige Produkte, etwa das elegant-schlanke Stahlregal BOKS, die reduzierte Garderobe KARLA oder das selbstbewusst in Schwefelgelb leuchtende Tischgestell ERIK werden komplett in Menden hergestellt. Für andere, zum Beispiel das Bett HANS, das Regal FIP oder die Schrankfamilie P100, sind es die Metallteile, an denen hier gearbeitet wird. Diese machen sich anschließend auf die Reise, manche gehen zu einem holzverarbeitenden Betrieb, manche ins MAGAZIN-Zentrallager.

Zurück in die Produktionshallen. Wir laufen jetzt an den Taktgebern von Broki vorbei. Abkantpressen! Biegemaschinen! Revolverstanzen! Neu ist der Kantenverrunder, der dafür sorgt, dass die Mikrograte, die beim Schneiden von Stahl automatisch entstehen, verschwinden – gerade in der Möbelproduktion ist das wichtig. Mal im Sekunden-, mal im Minutentakt spuckt der beeindruckende Gerätepark seine Metallteile aus. Der Grad der Automatisierung ist unterschiedlich, aber alle Maschinen haben zwei Dinge gemeinsam: Zunächst einmal erzeugen sie einen Lärm, der zusammengenommen wie eine Industrial-Sinfonie klingt. Die Rohre, die in schöner Regelmäßigkeit aus dem ebenfalls mit einem Laser arbeitenden Rohrschneider purzeln, geben dabei den Beat vor. Schneiden, Fräsen, Schleifen sorgen für den Klangteppich.

Und wie bei jedem Orchester kommen auch diese Instrumente nicht ohne Menschen aus, die sie bedienen. Wir haben es schließlich nicht mit einer Fertigungsstraße zu tun, bei der ein Arbeitsschritt automatisch zum nächsten führt: Eher sind es einzelne Stationen, an denen mal mit mehr, mal mit weniger maschineller Unterstützung geschafft wird. „Der Automatisierungsgrad ist bei uns nicht so hoch, wie man vielleicht denken würde. Im Gegenteil, der Faktor Mensch spielt eine sehr große Rolle“, erläutert Bronold.

Unverzichtbar ist der Mensch vor allem dort, wo Flexibilität gefragt ist. Etwa, wenn es um das Bohren von Gewindelöchern geht, aber auch beim Pulverbeschichten. In einem eigenen Raum lagern die Farben. Große Eimer voll Pulver in allen Facetten; von RAL bis zu Sonderfarben ist alles möglich. Steht der genaue Ton einmal fest, werden die zu beschichtenden Bleche oder Rohre an eine Art Kette gehängt. Diese zieht sie etwa im Schritttempo durch die Anlage. Zuerst geht es in die Entfettungszone, Sprühdüsen benebeln die Teile. Im nächsten Akt spült sie ein Waschvorhang ab, ehe heiße Luft sie im Trockenbereich auf Betriebstempe­ratur bringt. Danach folgt der Farbauftrag – mal automatisiert, mal mit geübter Hand –, bevor der Einbrennofen übernimmt. Bei 180 Grad geliert das Pulver, fließt wie Glas und vernetzt sich mit dem Stahl. Nach zweieinhalb Stunden kommt jedes Bauteil wieder dort an, wo es gestartet ist – im perfekten Farbkleid.

Unser Rundgang endet in der Halle, in der die Produkte verpackt werden. Zwischen großen Stapeln von Pappkartons ist Konzentration angesagt, vor allem bei den MAGAZIN-Sendungen. Geht ein Paket direkt an die Kund*innen, müssen schließlich häufig noch Schrauben und Produktinformationen beigelegt werden, da darf nichts fehlen. Wichtig ist zudem der finale Blick: „Jedes Teil wird geprüft, bevor es eingepackt wird“, betont Guido Bronold – eigentlich beginne diese Kontrolle aber schon früher. „In der Entwicklung bauen wir Muster, prüfen, bauen neu, prüfen erneut, bis alles funktioniert.“ Die Strenge variiert dabei je nach Zielgruppe und Einsatzgebiet: „Ein Lackfehler an einem Stück, das Endkund*innen täglich vor Augen haben, geht natürlich nicht.“

Bei Broki produziert

KARLA ist eine frei von der Decke pendelnde Garderobenstange. Der besondere Clou: Das Rohr ist teilweise eingeschnitten und weist an dieser Öffnung Haken auf, die unabhängig von der üblichen Bestückung mit Bügeln separat genutzt werden können. Ein MAGAZIN-Produkt – entwickelt und produziert von MAGAZIN.

119,00 €
WANDREGAL BOKS EDELSTAHL, KLEIN

Wandregal Boks, Edelstahl

BOKS für Bücher, Arbeitsgerät, Küchenzeug und Flurkram. In dieser Version aus Edelstahl mit industrieller Ausstrahlung. Dieses Regal ist solide und kompakt, einzeln einsetzbar, aber auch mehrfach über- oder nebeneinander. Ein MAGAZIN-Produkt – entwickelt und produziert von MAGAZIN.

199,00 €

Zwei Stahlträger, fein geschliffene Kiefernholzleisten, einfach gesteckt, schnell aufgebaut. Klar in Form und Funktion, platzsparend verstaut. In verschiedenen Farben und vielen Breiten – zeitlos und durchdacht. Ein MAGAZIN-Produkt – entwickelt und produziert von MAGAZIN.

999,00 €
TISCHGESTELL ZEHDENICKER

Tischgestell Zehdenicker

Das Tischgestell ZEHDENICKER verbindet Stabilität und Eleganz, ist fl exibel in der Breite (135–210 cm), bietet clevere Ablagen und steht sicher dank Stellfüßen. Schnell montiert, kein Wackeln, kein Schaukeln. Ein MAGAZIN-Produkt – entwickelt und produziert von MAGAZIN.

869,00 €

Mehr Designer*innen und Hersteller

  • Möbelenthusiast*innen sollten wenigstens einmal im Leben nach Aschau im Chiemgau gepilgert sein: Dort residiert in idyllischer Berglandschaft das Unternehmen Moormann, bekannt für das FNP-Regal und andere ungewöhnliche Möbel. Länger bleiben lohnt sich!

  • Raw Color trägt die Farbe schon im Namen – und die Liebe für ehrliche und gute Materialien im Herzen. Das Eindhovener Designduo Daniera ter Haar und Christoph Brach arbeitet über die Grenzen kreativer Professionen hinweg und verbindet Grafik-, Ausstellungs- und Produktdesign mit Farbe als Gestaltungselement.

  • Wenn Textilfabriken Garne einfärben, produzieren sie oftmals mehr als nötig – für alle Fälle. So entsteht die sogenannte Überproduktion, Garne, die doch nicht gebraucht werden. Aber wohin damit? Die niederländische Designerin Foekje Fleur hat da eine Idee.

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