Ifö Electric
Licht aus Porzellan
Eigentlich war Ifö Electric auf Sicherungen spezialisiert – bis Anders Öringe übernahm. Heute schafft die Firma aus dem Süden Schwedens mit ihren Porzellanleuchten den Spagat zwischen Tradition und Moderne.
Text: Jochen Overbeck
OHM ist eine moderne Leuchte. Einerseits, weil das zeitgenössische Designerpaar Kauppi & Kauppi sie entworfen hat. Aber auch wenn man den Begriff „modern“ als designgeschichtliche Zuschreibung versteht: OHM führt jene Leuchten-Traditionen fort, die die Firma aus dem Süden Schwedens seit den 1960er-Jahren verfolgt und die sich auch in den anderen Ifö-Produktfamilien eingeschrieben hat.
Die Geschichte des Unternehmens geht indes viel weiter zurück. Auf einer Insel im Ivösjön-See wurde im 19. Jahrhundert jener Ton entdeckt, den man für die Herstellung von Porzellan verwendet. Natürlich war das nicht der einzige Ort in Schweden, an dem man das Rohmaterial abbauen konnte, aber es war ein guter Ort. Und natürlich verarbeiteten auch andere Firmen Porzellan. Die stellten aber Sanitärprodukte her – und verschwanden bald wieder. Ifö, gegründet 1934, blieb, auch weil es seine Nische fand. Nachdem die Firma mit Kleinelektrik und Sicherungen begonnen hatte, setzte sie bald auf Beleuchtung. „In Schweden wurde in den 1960er-Jahren recht viel gebaut, der Bedarf war also da“, erzählt Geschäftsführer Anders Öringe. Doch nach einer guten Dekade ließ der Boom nach, das Ifö-Pendel schlug wieder Richtung Kleinelektro.
Blick in die Fertigung: Ifö produziert im süd-schwedischen Bromölla
Seit dem Jahr 2000 konzentriert sich Ifö auf moderne und zeitgenössiche Leuchten
Ifö-Geschäftsführer Anders Öringe, Produktmanager Måns Kiaer, Nina und Johan Kauppi
Als Anders im Jahr 2000 die Firma mit einem Partner aufkaufte, beschlossen die beiden, sich erneut auf Beleuchtung zu konzentrieren – und dabei mit zeitgenössischen Designer*innen zusammenzuarbeiten. Dass eine Kollektion wie OHM dabei so eine Zeitlosigkeit atmet, liegt nicht nur an den beiden Gestalter*innen: „Wir haben eine recht spezielle Produktionstechnik, die nicht alle Formen ermöglicht. Diese Grenzen führen automatisch in einen Bauhaus- oder Swedish-Modernism-Style“, sagt Öringe, der sich über eine stetig wachsende Nachfrage freut. „Die Klarheit der Linien spricht die Leute heute an. Das war vor 20 Jahren, als ich hier anfing, noch nicht so“, sagt er. Einen Wunsch allerdings hat er: „Die meisten unserer Lampen werden in Badezimmern verbaut, einfach weil sie feuchtigkeitsbeständig sind. Ich finde, sie machen sich auch in anderen Zusammenhängen gut, etwa im Außenbereich oder im Wohnraum.“
Bei Ifö werden Leuchten ausschließlich aus Porzellan hergestellt. Warum eigentlich? „Porzellan ist ein einzigartiges Material“, sagt Anders Öringe. „Es hält extrem lange, und es kann eigentlich nicht kaputtgehen, wenn du es nicht mutwillig beschädigst“, meint er. „Außerdem isoliert es gut, erträgt sehr hohe Temperaturen und die UV-Strahlung der Sonne. Bei Plastik führt die nach 20 Jahren meistens zu Materialerschöpfung.“
KAUPPI & KAUPPI
Hinter Kauppi & Kauppi stehen Nina und Johan Kauppi, ein Designduo aus der südschwedischen Stadt Malmö. Neben der Leuchtenkollektion OHM für Ifö Electric haben die beiden bereits Möbel und Einrichtungsgegenstände für skandinavische Unternehmen wie Skandiform, Glimakra oder Karl Andersson & Söner entworfen. Nina Kauppi hat Schmuckdesign studiert und unter anderem bei dem Juwelier Tiffany gearbeitet. Johan Kauppi ist ausgebildeter Produktdesigner. Nach Stationen in New York und Frankfurt haben die Schweden 2016 das gemeinsame Studio gegründet.
Bilder: Kauppi & Kauppi; Daniel Engvall; Johann Sundell
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